Die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten ist heute wichtiger denn je. Die Pandemie, steigende Erwartungen der Verbraucher:innen, sowie Themen wie Fahrermangel oder steigende Treibstoffpreise katapultieren Logistikunternehmen - was die Komplexität angeht - in eine neue Ära.
Stellvertretende für weitere Logistikunternehmen habe ich mit Daniel Heim, Leiter QSP Sieber-Gruppe, Sieber Transport, ein Interview geführt.
Martina Dudle: Veränderte Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Pandemie haben das Konstrukt globaler Lieferketten durcheinandergebracht. Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung?
Daniel Heim: Als Logistiker unterstützen wir unsere Kunden entlang der ganzen Supply Chain. Die letzten Jahre haben für Unternehmen zusätzliche Komplexitäten mit sich gebracht. Wir gehen daher davon aus, dass die grundsätzliche Reaktionsfähigkeit und Flexibilität eines Logistikers in den kommenden Jahren deutlich mehr gefragt wird – selbstverständlich, ohne dass die Dienstleistungsqualität Einbussen erleidet.
Martina Dudle: Was sind darüber hinaus aktuelle Herausforderungen für Logistikunternehmen?
Daniel Heim: Die aktuell grossen Themen sind der Fachkräftemangel sowie die Dekarbonisierung der Supply Chain. Gerade letztere erfordert für Logistiker bisweilen ein Umdenken in gewohnten Abläufen, Prozessen und Strukturen sowie in den Investitionen.
Martina Dudle: Wie begegnen Sie diesen?
Daniel Heim: Sieber reduziert den nach ISO 14064-zertifizierten-CO2-Fooprint über eine Verlagerung von der Strasse auf die Schiene und setzt auf Elektro-mobilität bei den Lieferfahrzeugen in der Schweiz. Im internationalen Verkehr tun wir uns jedoch etwas schwer, konkreten messbaren Einfluss auszuüben.
Dem Fachkräftemangel versuchen wir mit einem guten Arbeitsplatz, einem Aus- und Weiterbildungsangebot sowie insbesondere für unserer Fahrer - mit einem modernen Arbeitszeitmanagement zu begegnen.
Martina Dudle: Was ist der aktuelle Stand in Bezug auf Elektromobilität?
Daniel Heim: Die gewerbliche Elektromobilität machte in den letzten Jahren deutliche Fortschritte. Gerade in sehr klaren und planbaren Linienverkehren sind diese LKW bereits heute wirtschaftlich zu betreiben. In kleinräumigen Verkehren reicht die Tagesleistung noch nicht, um wirtschaftlich effizient zu sein. Sieber investiert daher in Lieferfahrzeug bis 4.2 Tonnen Gesamtgewicht und beliefert bereits heute so städtische Gebiete.
Martina Dudle: Wie beurteilen Sie Assistenzsysteme, autonomes Fahren?
Daniel Heim: Das ist schwierig zu beurteilen. Die notwendigen Technologien und Zulassungen sind noch grosse Hürden. Doch auf dem Weg zum autonomen Fahren werden die Fahrer heute bereits von vielen Systemen unterstützt. Moderne LKW's sind heute wahre Technologie-Wunder.
Martina Dudle: Was haben all diese technischen Möglichkeiten für Konsequenzen in Bezug auf den Beruf des Logistikers?
Daniel Heim: Logistiker setzten heute verschiedenste Technologien und vor allem Software ein, um die Leistungserstellung effizienter zu gestalten, die Planung zu präzisieren, die Kommunikation zu optimieren und Prozesse zu automatisieren. In der Konsequent haben sich beispielsweise auch die Kompetenzanforderung an den Berufsstand deutlich verändert und der Investionsschwerpunkte verschoben.
Martina Dudle: Worin sehen Sie den Mehrwert einer ISO-Zertifizierung?
Daniel Heim: Wir sehen den Mehrwert primär im Audit. Aus externer Optik prüft eine neutrale Person unsere Abläufe und Konzepte, gibt ein direktes Feedback und schafft somit die Möglichkeit der weiteren Verbesserung. KVP pur.
Martina Dudle: Was unterscheidet Attesta gegenüber anderen Zertifizierungsgesellschaften?
Daniel Heim: Als junger Attesta-Kunde lernten wir einen offen und konstruktiv Umgang kennen. Die direkten, fundierten und umsetzbaren Feststellungen schätzen wir sehr.
Martina Dudle: Worauf sind Sie als Unternehmer besonders stolz?
Daniel Heim: Ich bin stolz auf unsere motivierten und lösungsorientiert denkenden Mitarbeitenden. Sie schaffen es immer wieder unsere Kunden zu begeistern.
Martina Dudle: Wenn Sie sich für Ihr Unternehmen etwas wünschen könnten, was wäre das?
Daniel Heim: Sicherlich wünschten wir uns bestmögliche Rahmenbedingungen, einen dynamisch wachsenden Markt, Infrastrukturen an logistisch idealen Standorten sowie Kunden, die wir ganzheitlich bedienen und begeistern können. Manchmal wäre aber einfach eine Glaskugel hilfreich.
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